Tu nur noch das was dir Freude bereitet

Schlagwort: Spinnen

12 von 12 November 2022

Holz Perlen mit Mahonienbeeren gefärbt
Zum Trocken ausgelegt
Wolle saugt den Rest der Farbe auf
Merino gefärbt mit Mahonienbeeren von letzter Woche gewaschen
Draußen ist es auch mittags noch grau
Mittagessen, Gemüsereis
Apfelkuchen für den Besuch am Nachmittag
Lektüre am Nachmittag
Coburger Fuchs/Merino Landschaf spinnen
Neue Wollkraut ist da, noch mehr Lesestoff zum Wochenende
Teatime mit Andrea
Selbstgemachtes als Mitbringsel

Shetland für Slanting Slipover

2021 hatte ich ein Shetland Vlies aus Brandenburg gekauft das ich auch im gleichen Jahr gewaschen habe. Die Fasern des 4-jährigen Schafs waren erstaunlich weich. Die ersten Proben habe ich mit der Handspindel angefertigt. Danach bin ich auf´s Traditional gewechselt. Ich habe verschiedene Aufbereitungsarten ausprobiert, die einen besser, die anderen schlechter. Ziel war es ein Garn für einen Pullunder zu spinnen. Der Slanting Slipover ist mein auserwähltes Projekt. Spinn- und Strickprobe waren schon beim ersten Test erfolgreich und genau auf den Punkt.

Also war es an der Zeit mindesten 500g in Garn zu verwandeln.

  1. Zu Anfang habe ich die Locken aufgezupft und zum Teil mit der Flickkarde geöffnet. In der Karde hatte ich dann schon einiges an Verschnitt, Pflanzenmaterial und abgebrochenen Spitzen. Der Prozess war sehr aufwändig. Das Kardieren ging dann sehr einfach, schnell und es ergab ein schönes Batt.
  2. Die zweite Vorgehensweise war, den Wollpicker zu verwenden und damit die Locken zu öffnen. Das Einstellen der Abstände der Nägel war nicht einfach und mir fehlte wahrscheinlich die Erfahrung. Das Ergebnis war niederschmetternd. Lauter kurze gerissene Fasern und ein Batt mit vielen kleinen Knötchen. Diese sind auch jetzt noch zum Teil in den gesponnen Fäden sichtbar. Mittlerweile weiß ich, dass der Abstand der Zähne viel zu gering war.
  3. Das bester Ergebnis erzielte ich indem ich die Locken zuerst gekämmt und dann kardiert habe. Es gibt dabei zwar einiges an „Abfall“, aber das Batt ist fantastisch. Schnell und einfach zu kardieren, fast keine Pflanzenteile oder Knötchen und der gesponnene Faden ist sehr gleichmäßig.

Vor einigen Tagen sind die Garne fertig geworden.

Lebenslauf als Spinnerin und meine Räder

Vor ca. 30 Jahren machte ich meine ersten Erfahrungen mit dem Spinnrad. Damals hat mir meine Mama einen Wollfärbekurs bei einer Ihrer Bekannten geschenkt. Die Verarbeitung der Fasern hat mir so fasziniert, dass ich mein erstes Spinnrad, ein Louet S15, gekauft habe. Die ersten Spinnversuche waren nicht das was ich mir vorgestellt hatte und der Erwerb von Fasern war gelinde gesagt schwierig. Die Angebote waren eher zum Filzen gedacht als zum Spinnen. So wanderte das Rad in die Ecke und war mehr Zierde als Gebrauchsgegenstand. Das alltägliche Leben mit Familie tat sein übriges. 22 Jahre später; meine Nichte beginnt eine Ausbildung zur Weberin und eine Arbeitskollegin erzählt mir, dass ihre Mama Alpakas hat, bring mich wieder auf den Gedanken das Rad zu aktivieren. Also Alpakafasern besorgt und los gings. Dass Alpaka gar nicht so einfach zu verspinnen sind musste ich dann auch feststellen. Auf Nachfrage bei meiner Nichte ob sie mir nicht ein paar Tipps geben könnte (sie musste in ihrem Ausbildungsbetrieb auch spinnen lernen), meine sie nur, schau doch mal im Internet. Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen? So fand ich Chantimanou und hab den erst möglichen Kurs bei ihr gebucht. Der fand in Wien statt und war die Grundlage für alle mein jetziges Wissen. Die nächsten Jahre habe ich alles mit dem Louet S15 gesponnen. Sogar den Edelfaserkurs beim Spinntreffen der Handspinngilde konnte ich erfolgreich absolvieren, obwohl die Kursleiterin meinte „Das Rad ist nicht geeignet dafür“. Mit ein paar Tricks geht das alles.

Louet S15

Ein flügelgebremstes Rad (irish tention) mit einem einfachen Tritt, das eher für dickere, robustere Garne oder Artyarns geeignet sein soll. Meiner Erfahrung nach geht da viel mehr. Ich habe das Rad wirklich lieben gelernt. Derzeit ist es an eine Freundin verliehen, die bei mir das Spinnen gelernt hat. Das einzige Manko war die Transportabilität. Also machte ich mich auf die Suche nach einem „Zweitrad“.

Louet S15

Louet S95

Beim Treffen der Handspinngilde 2019 hatte ich die Gelegenheit verschiedene Räder auszuprobieren und war mit dem Ashford Joy sehr zufrieden. Das hätte es eigentlich werden sollen, bis ich im Februar 2020 zum Seidenspinnkurs war. Dort hat mir eine Teilnehmerin von ihrem S95 vorgeschwärmt und ich konnte es auch ausprobieren. Nach ausführlicher Recherche fiel meine Entscheidung. Grundlage war: Ein Rad das einen Doppeltritt hat, transportabel ist und sehr vielseitig eingesetzt werden kann. Das geringe Gewicht und die Umbaumöglichkeit von Spulen- auf Flügelgebremst (irish und scotch tention) sowie der Hochgeschwindigkeitswirtel haben den Ausschlag gegeben. Mein Weihnachtsgeld wurde also in ein neues Spinnrad mit Zubehör investiert. Bisher hab ich es nicht bereut, auch wenn die Version Flügelgebremst nicht für das geeignet ist was ich vor hatte. Da das Schwungrad kleiner ist als bei meinem S15 ist es nicht wirklich dafür geeignet Garne zu zwirnen, bzw. man muss ganz schön viel treten um den nötigen Drall aufzubringen. Es ist super leicht und lässt sich in der Tasche prima mitnehmen.

Louet S95

Ashford Traditional zweifädig

Kurz nachdem ich das Louet S95 bekommen hatte schrieb eine Spinnerin in unserer Gruppe, dass sie ihr gebraucht gekauftes Ashford Taditional wieder verkaufen würde, da sie nicht damit zurecht kommt. Mein Gedanke war es zu kaufen, auszuprobieren und dann an meine Freundin weiterzugeben, damit ich mein S15 zum Zwirnen wiederbekomme. Tja, was man sich nicht so alles vornimmt. Gesagt, getan, Rad gekauft. Als ich das Tradi zuhause hatte stellte ich fest, dass es nicht fachgerecht repariert wurde und ich nahm ein paar Korrekturen vor. Was soll ich sagen, ich hab mich verliebt. Spinnen an diesem Rad ist sowas von entspannend und mach solche Freude dass ich es nicht mehr hergebe. Am liebsten spinne ich im langen Auszug an diesem Rad. Den einzigen Kritikpunkt den ich anbringen könnte wäre das Wechseln der Spulen. Das geht nicht so einfach wie am S95, darüber kann ich aber hinwegsehen.

Ashford Traditional 2-fädig

Merino sw

Beschreibung

Das erste Garn im Adventskalender ist Merino sw (superwash). Es ist weiß, sehr fein und kuschelig. Superwash bedeutet, dass ich es in der Waschmaschine waschen kann ohne dass es verfilzt. Die Fasern sind so behandelt, dass es keine Schüppchen mehr auf der Oberfläche gibt, welches damit das verfilzen verhindert. Soweit ich weiß wird das damit erreicht, dass die Schüppchen chemisch entfernt werden, und/oder eine Lage Polymer über die Faser gelegt wird. Ein weiteres Verfahren ist die Behandlung mit Enzymen. Grundsätzlich bedeutet das aber, dass sich die Fasereigenschaften verändern. Sie sind glatter, was sich beim Spinnen bemerkbar macht. Die angegebenen 23 mic haben sich viel feiner angefühlt.

zwei Kammgarne, Merino weiß und Corridale grau, je 20 g
Die beiden Fasern aus der ersten Tüte

Kontrollkarte

Den 20 g schweren Kammzug habe ich in zwei gleich schwere Hälften geteilt. Beide habe ich gleich dick im kurzen Auszug gesponnen. Auf der Vorderseite der Kontrollkarte habe ich die Eigenschaften der Faser festgehalten, mit welchem Rad und welcher Übersetzung ich gesponnen habe. Auf der Rückseite der Karte steht mein Auszug, beim Single z.B. 1x treten -> 5 cm ausziehen.

Zweifach Garn

Die ersten 10 g habe ich zweifach verzwirnt. Daraus ist ein Garn mit ca. 20 WPI entstanden, das beim Waschen noch aufgepufft ist. Die Webprobe habe ich mit zwei Fäden gearbeitet, da mir das Gewebe ansosnten zu dünn erschien. Bei der Strickprobe habe ich Nadelstärke 2mm benutzt und mich für ein Lochmuster entschieden.

Dreifach Garn

Die anderen 10 g haben ich kettengezwirnt (n-ply, navajo ply or chain ply) um ein runderes Garn zu erzielen. Auch hier wurde eine Web- und Strickprobe erstellt. Der Faden ist schön rund und wie auch das zweifach Garn beim Baden aufgepufft. Für die Webprobe habe ich hier nur einen Faden verwendet, was ein deutlich loseres Gewebe ergibt. Die Stickprobe habe ich mit 2.5 mm Nadeln erstellt und wie auf dem Bild zu erkennen zu fest gespannt. Die Zöpfe sind trotzdem noch gut zu erkennen.

Zusammenfassung

Beim Spinntreffen der Handspinngilde 2019 habe ich die Unterlagen von Barbara Aufenanger gesehen, die mich sehr inspiriert haben mir auch eine Dokumentationsmappe zu erstellen. Mit den Fasern des Adventskalenders soll nun eine solche Mappe entstehen und das Merino ist der Start. Im Laufe des Jahres werden hier immer wieder Seiten dazu kommen, hoffe ich zumindest ;-).

Alle Proben auf einer Seite für die Dokumentationsmappe
Dokumentation Merino sw

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